Wegen der Kinder zusammen bleiben?

Erfahrungsbericht von Sabine aus Dortmund

Natürlich ging es mir so wie wahrscheinlich fast jeder Mutter – ich war davon überzeugt, dass es für meine Kinder nichts Besseres gab als eine intakte Familie. Aber um jeden Preis? Wenn immer öfter das Gefühl überhandnimmt, dass es den Kindern nicht gut geht?

Für mich hätte ich das wahrscheinlich noch in Kauf genommen, aber nur für das Seelenheil meiner Kinder. Dass ich meine Ehe beenden musste – auch oder gerade im Interesse meiner Kinder, hätte ich nie gedacht. Aber wir haben fest gestellt, dass ein Leben ohne den Papa wesentlich fröhlicher, liebevoller und ausgeglichener ist.

Als ich mit 19 meinen späteren Mann kennen lernte, war ich davon überzeugt, mein Lebensziel erreicht zu haben – eine Familie und Kinder. Wir heirateten als ich 21 war und 2 Jahre später wurde unser Sohn geboren. Nach weiteren 2 Jahren bekamen wir noch eine Tochter – unser Glück schien perfekt.

Die ersten Jahre verlief alles so wie ich mir das vorgestellt hatte – ich organisierte den Haushalt und unsere Kinder, mein Mann arbeitete. Aber obwohl er die Kinder auch wollte, kümmerte er sich nicht um sie. So waren wir oft alleine, weil er Schicht arbeitete und auch viele Zusatzschichten annahm – “damit es uns gut geht.“

Als unsere Tochter in den Kindergarten kam, wollte ich stundenweise wieder arbeiten gehen. Ich hatte mir das alles genau überlegt, damit die zwei Kleinen nicht zu kurz kamen – eine Arbeitsstelle während der Kindergartenzeit sowie eine Freundin, die im Notfall einspringt. Außerdem hatte ich festgestellt, wie sehr ich mich verändert hatte. Ich war doch mal selbstbewusst und zielstrebig gewesen. Aber davon ist in den Jahren nicht viel geblieben.

Dass ich kein eigenes Geld mehr verdiente, machte mir schon zu schaffen und meine persönlichen Interessen waren in den Jahren zu Hause und mit den Kindern auch auf der Strecke geblieben.

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Aber als ich meinen Mann mit der Idee überraschte, reagierte der zu meinem Erstaunen sehr ungehalten mit den Worten: “Du wolltest die Kinder haben und jetzt kümmere dich darum. Meine Frau hat es nicht nötig zu arbeiten.“ Ich versuchte ihm begreiflich zu machen, dass ich mich zu Hause langweile, jetzt wo die Kinder beide morgens aus dem Haus seien und das ich alles organisiert hätte, aber es dauerte noch etliche Diskussionen lang, bis ich meinen Kopf durchgesetzt hatte. Was für ein Gedanke hinter dem ganzen steckte sollte, habe ich erst Jahre später erfahren.

Ich nahm meine Teilzeitstelle an und sehr zum Leidwesen meines Mannes funktionierte alles prima. Ich lebte richtig auf – Gespräche, die sich nicht nur um Kindererziehung drehten, hatten mir gefehlt. Und durch den Kontakt und den zunehmend privater werdenden Gesprächen mit meinen Kollegen fiel mir nach und nach auf, wie gleichgültig mein Mann uns gegenüber war. Eigentlich ignorierte er die Kinder und mich und reagierte nur – mit Aggression und Wut – wenn etwas nicht so funktionierte, wie er das gerne gehabt hätte.

Und dann passierte natürlich das, was absehbar war – ich verliebte mich. Ich war mir sehr wohl der Tatsache bewusst, was ich für mich und vor allem die Kinder aufs Spiel setzte, aber das Gefühl, endlich wieder begehrt und verwöhnt zu werden, war wie eine Sucht.

Ich begann nachzudenken – über unsere Ehe, was ich mir darunter vorstellte, erhoffte, und wie ich unser Familienleben grundsätzlich gerne hätte. Aber als ich versuchte, mit meinem Ehemann darüber zu reden, versuchte ihm zu erklären, warum ich mich verliebt hatte und wie ich mich in unserer Ehe fühlte, meinte er nur, er wolle nicht darüber reden.

Und dabei blieb es das nächste Jahr. Meine Hoffnung, an unserer Beziehung etwas ändern zu können und wieder zueinander zu finden, scheiterte an dem Schweigen meines Mannes.

Aber ich konnte mich nicht mehr mit dieser Lieblosigkeit abfinden – weder mir, noch den Kindern gegenüber. Ich war der festen Überzeugung, wir hatten es verdient geliebt und beachtet zu werden. Die Kinder litten zunehmend; auch an meiner Gereiztheit und meiner Ungeduld. Als mein damals 12 jähriger Sohn mich fragte, was mit mir los sei, wurde ich aufmerksam. Er beschwerte sich, mir könne man nichts mehr Recht machen und ich wäre schon wie der Papa. Da wurde mir bewusst, dass ich schnellstmöglich reagieren musste.

Ich starte noch einen Versuch, mit meinem Mann zu reden, weil die Kinder uns doch eigentlich beide brauchten.

Aber statt eines Gesprächs bekam ich nur zu hören, er wüsste überhaupt nicht, was ich von Ihm wolle, und die Kinder hätten ja wohl alles, was sie brauchten und er hätte ja gleich gewusst, dass das mit meinem Arbeiten nichts wäre. Frauen kämen nur auf blöde Ideen, wenn sie zu selbstständig würden.

Jetzt war mir auch klar, weshalb es so ein Theater gegeben hatte, als ich arbeiten wollte. Er hatte Recht – finanziell hatten wir alles. Aber das reichte für niemanden von uns dreien. Meine Kinder sollten an dieser Ignoranz und Gleichgültigkeit Ihrer Person keinen Schaden nehmen. Und mir war klar, dass ich es nicht noch 8-10 Jahre aushalten würde und es meinen Kindern mit einer zufriedenen und ausgeglichenen Mutter besser gehen würde, als mit einer sogenannten „intakten Familie“.

Also habe ich mich von meinem Mann getrennt.

Heute leben meine Kinder und ich zusammen in einer gemütlichen Wohnung – und mit dem neuen Mann, den es seit kurzem in unserem Leben gibt, kommen sie prima klar. Es ist für uns alle ein zufriedeneres und ausgeglicheneres Leben geworden. Die Kinder besuchen Ihren Papa, wenn sie das möchten, aber ich muss mich für sein Verhalten nicht mehr schuldig fühlen. Lesen Sie auch die Seiten Stellen Sie sich selbst in den Mittelpunkt und Nehmen Sie sich Zeit für sich.

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